Aus dem Ansichtskarten-Archiv: Die alte Eisenbahnbrücke in Thorn/Westpreußen

Die Eisenbahnbrücke in Thorn war nach der 1857 fertiggestellten Weichselbrücke Dirschau die zweite Eisenbahnbrücke über die Weichsel. Ebenso wie die Dirschauer Brücke war die von 1870 bis 1873[1] errichtete Brücke in Thorn eine kombinierte Straßen- und Eisenbahnbrücke. Sie sollte die Posen-Thorner Eisenbahn und den Bromberg-Warschauer Zweig der Preußischen Ostbahn mit der Thorn-Insterburger Eisenbahn verbinden. Gleichzeitig sollte sie die hölzerne Pfahljochbrücke entlasten, die 1500 in der Verlängerung der späteren Ulica Mostowa (Brückenstraße) gebaut und seitdem mühsam gegen Fluten und den alljährlichen Eisgang erhalten bzw. wieder aufgebaut worden war.

Die nach einem Entwurf von Johann Wilhelm Schwedler erstellte schmiedeeiserne Brücke war insgesamt 972 m lang. Ihre fünf Stromöffnungen wurden von zwei Brückenportalen eingerahmt, die von dem Architekt Heinrich Strack gestaltet waren. An die Strombrücke schloss sich auf der südlichen Seite eine Vorlandbrücke über das Hochwasserbett der Weichsel an, die in einer langen Kurve mit 11 Feldern zum heutigen Bahnhof Toruń Główny führte. Auf der anderen Seite war die Strombrücke mit einem kurzen Feld mit dem hochgelegenen Bahndamm verbunden. Die Unterkante der Eisenkonstruktion lag 2 m über dem Hochwasser von 1570, dem höchsten überlieferten Wasserstand
Die 12,4 m breite Strombrücke war unterteilt in einen 4,24 m breiten Bereich für das Gleis, das mit einem Gitter (0,16 m) von der 6,28 m breiten Fahrbahn für die Kutschen und Fuhrwerke getrennt war. Die Brückenträger waren jeweils 0,86 m stark.

Die Strombrücke hatte zwischen ihren Portalen eine Länge von 495,88 m, unterteilt in 5 Felder mit einer lichten Weite von 94,16 m (300 preußische Fuß) und 4 an ihrem Kopf 6,28 m (20 Fuß) starken Pfeilern. Die beiden Portale waren jeweils 6,21 m lang. Der eiserne Überbau dieser Öffnungen bestand jeweils aus zwei Schwedlerträgern mit einer Spannweite von 97,29 m von Mitte zu Mitte der Auflager.

Die Öffnungen der Vorlandbrücke hatten lichte Weiten von 44,48 + 10×34,52 m und 3,77 m starke Pfeiler. Das kurze Feld auf der rechten Weichselseite hatte ebenfalls eine lichte Weite von 34,52 m. Der Überbau bestand aus konventionellen, parallelgurtigen Fachwerkträgern.

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